1976
Untersuchung der Grube Schacht KONRAD auf ihre Eignung als Endlager für schwachaktive Abfälle und Großkomponenten aus dem Abriss von Atomkraftwerken unter Leitung der bundeseigenen Gesellschaft für Strahlenschutz.
Oktober 1976
Gründung des Arbeitskreis gegen Atomenergie Salzgitter.
Mai 1980
Gründung des Umweltschutzforums Schacht Konrad Salzgitter.
29.07.1981
Erste Demonstration gegen das geplante Endlager mit ca. 1500 Teilnehmer*innen.
1981
Noch während der Erkundungsarbeiten taucht KONRAD in Teilerichtungsgenehmigungen von Atomanlagen (AKW Grohnde, AKW Brokdorf, AKW Grafenrheinfeld) als Teil des Entsorgungsnachweises auf, 1982 im Entsorgungsbericht der Bundesregierung.
30.10.1982
Die Bürgerinitiativen reagieren mit einer langfristig vorbereiteten, bundesweit unterstützten Demonstration mit ca. 10.000 Teilnehmer*innen. In deren Verlauf kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen am Schacht. Presse: "Die Schlacht am Schacht". Erstmals zieht die Stadt Salzgitter unabhängige Gutachter zu Rate. In den folgenden Jahren folgen andere Kommunen diesem Beispiel oder beteiligen sich an Gutachten der Stadt Salzgitter.
1984
Seismologisches Messprogramm, Tiefbohrung (1150 m).
1985/1986
Grundlegende Erweiterung des Planantrages. Kriterium für die Endlagerung soll nicht mehr die Dosisleistung sein ("schwach- und mittelaktiv"), sondern die Wärme. Das umgebende Wirtsgestein soll um nicht mehr als 3 Grad erwärmt werden. Damit könnten 95% des Volumens radioaktiver Abfälle in der BRD in KONRAD eingelagert werden.
16.10.1986
Drei Frauen besetzen den 58 m hohen Förderturm von Schacht KONRAD. Sie lassen ein 12 m langes Transparent mit der Aufschrift "Frauen steigen den Betreibern aufs Dach". Sie werden von weiteren Frauen unterstützt, die sich als Besuchergruppe angemeldet hatten und den Zugang zum Turm versperren.
23.05.1987
Glück auf...für Schacht KONRAD als Atommülldeponie? Salzgitter-Lebenstedt © Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Salzgitter
19.08.1987
Gründung der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V.
1989
Die bereits angekündigte Auslegung der Planunterlagen wird von der CDU-Landesregierung kurzfristig gestoppt. Sie verweist auf Veränderungen, die sich aus der Aufgabe der Wiederaufarbeitung in Deutschland ergeben. Gleichzeitig versucht die Landesregierung, mit dem Bund Kompensationsleistungen für die Fortsetzung des Verfahrens auszuhandeln.
November 1989
Das nach der Katastrophe von Tschernobyl neu gegründete Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) übernimmt.
1990
Durch nachhaltige Präsenz bei den Koalitionsgesprächen zwischen SPD und GRÜNEN sorgen Gruppen aus der Region dafür, dass KONRAD bei den Gesprächen nicht ausgeklammert wird. Die neue Landesregierung kommt daraufhin im Sommer zu der Erkenntnis, dass die inzwischen gesetzlich notwendige Prüfung der Umweltverträglichkeit im Verfahren fehlt und noch weitere Fragen zu klären sind.
1991
Der Bund erzwingt per Weisung die Auslegung der Planunterlagen. Das Bundesverfassungsgericht entscheidet, dass das Land der Weisung Folge zu leisten habe, unabhängig davon, ob die Weisung inhaltlich rechtmäßig sei. Bundesweit werden 289.387 Einwendungen erhoben, die mit einem Treckerkorso am 13. Juli nach Hannover gebracht und der Niedersächsischen Umweltministerin Monika Griefahn übergeben werden.
1992/1993
Erstmals bietet eine Genehmigungsbehörde Modalitäten für die Erörterung, die auch die Einwender*innen akzeptieren. Neben annehmbaren arbeitnehmer*innenfreundlichen Verhandlungszeiten, Tagen für bestimmte Bevölkerungsgruppen, usw., erhält die Einwender*innenseite einen eigenen Apparat und Mittel für Informations- und Öffentlichkeitsarbeit. Auf dieser Basis lässt sich die Einwender*innenseite darauf ein, alle Kritikpunkte ausführlich zu erörtern, was zu einem 5-monatigen Verhandlungsmarathon mit insgesamt 75 Verhandlungstagen führt. 14 Tage nach Beginn des Erörterungstermins findet mit 7.000 Teilnehmer*innen eine der größeren Demonstrationen gegen KONRAD statt. Noch während des Termins wird im Dezember 1992 bekannt, dass SPD und Energiewirtschaft die Initiative für Konsensgespräche auf den Weg gebracht haben. Dabei wird stets von einer Genehmigung von KONRAD ausgegangen. Die erste Konsensrunde verläuft 1993 ergebnislos.
1993
Mit dem Erörterungstermin endet die Öffentlichkeitsbeteiligung und das Verfahren verschwindet für lange Zeit aus der öffentlichen Wahrnehmung. Die Niedersächsische Genehmigungsbehörde erstellt einen Katalog von 300 Sach- und 100 Rechtsfragen, die nach dem Erörterungstermin offen sind.
1994
Mit einem eigenen Genehmigungsentwurf versucht Bundesumweltminister Töpfer das Verfahren zu beschleunigen. Dagegen demonstrieren am 3.12.94 rund 1500 Menschen am Schacht. Nach der Bundestagswahl 1994 wird Angela Merkel Umweltministerin, die zwar weiterhin eine zügige Genehmigung fordert, den Plan einer Genehmigung durch den Bund aber nicht weiter verfolgt.
1997
Die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn zieht angesichts der Änderungen im Atommüllaufkommen und dem Wildwuchs an Lagerkapazitäten in Zweifel, dass der KONRAD-Plan gerechtfertigt ist. Sie fordert den Bund auf, ein belastbares Entsorgungskonzept vorzulegen. BMU Merkel weist daraufhin an, die Rechtfertigung des Planes zu unterstellen. Die daraufhin vom NMU für den Dezember geplante Übergabe eines Entwurfes für den Planfeststellungsbescheid scheitert am Fehlen eines nachgeordneten administrativen Details.
31.05.2000
Am 31. Mai 2000 legen erstmals in der Auseinandersetzung um Atomenergie Arbeitnehmer*innen die Arbeit nieder und demonstrieren während der Arbeitszeit gegen eine geplante Atomanlage. Rund 4.800 Beschäftigte folgten damit unter dem Motto: "Handeln, bevor es zu spät ist", einem Aufruf der IG Metall-Salzgitter.
Herausgeber
Anton Rusch
Redaktion und Gestaltung
Anton Rusch
Typefaces
ABC Asfalt Edu &
ABC Favorit Edu von Dinamo Typefaces
Veröffentlichung
Die Website basiert auf dem Buch
RESONANZ ZUM ENDLAGER,
welches am 23.01.2024 veröffentlicht wurde. Das Buch entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit im Studiengang Mediendesign
an der Ostfalia Hochschule für angewandte
Wissenschaften.
Betreuung
Jutta Tränkle
Klaus Neuburg
© Anton Rusch
www.antonrusch.de[schließen]